Denn nicht weniger als 73 Geschädigte sollen dem 50-jährigen Angeklagten Geld überlassen haben. Für eine angebliche Firmengründung sowie Investitionen in Kryptowährungen, die tatsächlich allerdings nie stattfanden. Der Schaden laut Staatsanwalt: mehr als 130.000 Euro.
Nicht alle, aber doch einige dieser Opfer, werden ihre Geschichten in den kommenden Verhandlungstagen schildern.
Doch am Donnerstag ist zunächst der Angeklagte am Wort. Und der fünffach einschlägig Vorbestrafte bekennt sich nur zur Urkundenfälschung in einigen Fällen schuldig. Mehrere Kontoauszüge und Schecks - etwa jenen einer kanadischen Bank über 6 Millionen Euro - soll er seinen "Investoren" vorgelegt haben, um sie bei Laune zu halten. Als Begründung, warum ihnen kein Geld ausbezahlt wurde, erfand er ein E-Mail der österreichischen Finanzmarktaufsicht, in dem ihm diese Auszahlung offiziell untersagt wird.
"Hatte nie eine Betrugsabsicht"
All das habe er aber nur im Bemühen getan, den Schaden möglichst gering zu halten, sagt seine Verteidigerin. "Er hat versucht, die Löcher so gut zu stopfen, wie es ihm möglich war. Er selbst hatte nie eine Betrugsabsicht, ihm wurde ein Geschäftsmodell vorgeschlagen, für das er Geld eingesammelt hat. Derjenige, dem er dieses Geld übergab, hat sich damit aber abgesetzt", behauptet die Rechtsanwältin.
Der 50-Jährige selbst erzählt eine abenteuerliche Geschichte. Als gelernter Installateur habe er sich zwischenzeitlich als Segellehrer in Kroatien versucht und Jachten überstellt. Dabei sei er "mit der Kryptowährungsszene in Kontakt gekommen". Nach eigenen kleinen Investitionen von jeweils wenigen Hundert Euro sei ihm dann vom Betreiber einer der dafür verwendeten Handelsplattformen vorgeschlagen worden, ein Jachtunternehmen zu kaufen.
"Wollten Bank kaufen"
Drei der erforderlichen vier Millionen Euro sollten vom Krypto-Händler zur Verfügung gestellt werden, die fehlende Million zunächst aus Österreich. Woher? "Von einer Pfandleihfirma auf der Mariahilferstraße. Den Namen weiß ich jetzt nicht mehr", sagt der Angeklagte. "Wegen Corona" sei die Auszahlung aber gestoppt worden. "Deswegen habe ich mich auf die Suche nach Alternativen gemacht."
Und er sei fündig geworden. Der neue Plan: eine Bank zu kaufen. "Was hätte diese Bank gekostet", wird die Richterin neugierig. "16 Millionen Euro", lautet die Antwort. Überraschender Nachsatz: "Ich hätte fünf Prozent davon bekommen." Und die Finanzierung des Jachtfirmen-Ankaufs - die mit den rund 25 Schiffen des Unternehmens besichert worden wäre.
Einzige vom Kryptowährungshändler geforderte Vorleistung: "Ich sollte 100.000 Euro einsammeln." Das tat der 50-Jährige. Womit das Unglück seinen Lauf nahm.
Notstandshilfe kassiert
Weitere Anklagepunkte: er soll außerdem mehr als 17.000 Euro Notstandshilfe widerrechtlich kassiert haben, indem er gleichzeitige Einkünfte verschwieg, und einen Kfz-Betrieb zur Reparatur eines Wagens verleitet haben, ohne zu bezahlen.
Der Prozess wird vertagt.
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