Denn die neue ÖVP/Neos-Koalition will noch im Sommer die Bebauungsbestimmungen im Ort ändern. "Was sich nicht weiterentwickelt, das stirbt", sind sich Vizebürgermeister Tony Platt (Neos) und ÖVP-Gemeinderat Martin Fürndraht einig. Darum habe man das „heiße Eisen“ als eines der ersten Projekte angepackt. Bürgermeisterin Andrea Kö (ÖVP) betont: „Als Initiatorin des Umweltleitbildes ist mir die nachhaltige Entwicklung von Perchtoldsdorf ein großes Anliegen. Das Auslaufen bestehender Bausperren im kommenden Jahr ist ein guter Anlass, die Erfahrungen aus den letzten Jahren zu nutzen und die Rahmenbedingungen für eine sinnvolle Innen- und Nachverdichtung, vor allem im Zentrum, zu schaffen.“
Platt erklärt die Hintergründe für die derzeit laufende Überarbeitung des Flächenwidmungs- und des Bebauungsplanes: "Ziel ist die Bestandssicherung im doppelten Sinne des Wortes. Zum einen soll das Erscheinungsbild und der Charakter des Ortsbildes bewahrt werden, zum anderen sollen die Rechte der Eigentümerinnen und Eigentümer gewahrt bleiben. Das ist die Voraussetzung für Investitionen, damit keine Ruinen und Abbruchhäuser das Zentrum verschandeln.
Bemühen um Betriebsansiedelungen
Außerdem wolle man "das lokale Angebot an Handels-, Gastronomie und Dienstleistungsbetrieben aufrecht erhalten und weiterentwickeln“, wie Fürndraht die Zielsetzungen für das Ortskernmanagement erklärt. "Konkret geht es darum, neu hinzuziehenden Betrieben den Start am Standort Perchtoldsdorf zu erleichtern. Das beginnt mit Information und Beratung über verfügbare Mietobjekte und mögliche Nutzungen bis hin zu PR-Unterstützung über die Kommunikationskanäle der Gemeinde."
Kein gutes Haar an diesen Plänen der neuen Rathauskoalition lässt allerdings Bürgerlisten-Chefin Gabriele Wladyka. Sie erinnert sich: "Zum Thema Bebauung gab es in Perchtoldsdorf bereits mehrere Umfragen. Jeweils hat sich eine große Mehrheit der Bürger gegen eine noch dichtere Bebauung ausgesprochen." Dem sei in der Vergangenheit auch "teilweise Rechnung getragen worden", so Wladyka: "Es wurden die Bebauungsmöglichkeiten etwas eingeschränkt: So wurde 2020 in einer großangelegten und teuren Überarbeitung der Pläne unter anderem im Kerngebiet eine Beschränkung der Wohneinheiten festgelegt."
Bausperre im Ort
Seit 2023 besteht in Perchtoldsdorf eine Bausperre mit festgelegten Geschoßflächenzahlen. "In Hinblick auf die 2028 in Kraft tretende Festlegung Im Raumordnungsgesetz, wodurch im Wohn- und Kerngebiet generell nur noch Geschoßflächenzahl 1 zulässig sein wird, außer in speziell bezeichneten Gebieten. Das würde natürlich eine Einschränkung bedeuten, was aber ein Anreiz wäre, bestehende Gebäude zu sanieren statt abzureißen. Denn ein Neubau wäre dann oft in der selben Größe nicht mehr möglich."
Vizebürgermeister Platt wolle "unseren Ort nach Vorstellung der Neos umgestalten und Beschränkungen, die wir mühsam erkämpft haben, wieder zunichte machen", kritisiert Wladyka. "Der Ortsplaner wurde mit aufwendigen und nicht notwendigen Erhebungen beauftragt, ohne dass ein Kostenrahmen beschlossen wurde, grob geschätzt wird das mindestens 100.000 Euro ausmachen."
"Mehr Bodenversiegelung"
Und die Bürgerlisten-Chefin mutmaßt: "Die Bauträger können bald jubeln und alles zupflastern." Verdichteter Wohnbau bedeute aus ihrer Sicht für den Ort: "Mehr teure Bauträgerwohnungen, mehr Bodenversiegelung durch Kfz-Pflichtstellplätze, mehr Autos, mehr Verkehr, höhere Infrastrukturkosten." Dem widerspricht Bürgermeisterin Kö jedoch mit Nachdruck: „Wir möchten den Charakter des Ortes auch für zukünftige Generationen erhalten und wollen, dass Perchtoldsdorf lebenswert bleibt. Mit uns gibt es kein ,wildes Zubetonieren'. Wir sehen es als unsere Verantwortung, für eine Entwicklung mit Augenmaß Sorge zu tragen.“
Der Anteil der Ein- und Zweipersonenhaushalte steige im Ort kontinuierlich an. „Der Trend geht hin zu kleineren Wohneinheiten, die den jeweiligen Lebensstil und die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner in jedem Lebensabschnitt berücksichtigen,“ meint der für Ortsentwicklung zuständige Vizebürgermeister Tony Platt. Man setze sich daher für "eine sinnvolle Schaffung von mehr Wohnraum ein, Gärten im Zentrum und in zentrumsnahen Bereichen bleiben dabei erhalten.
Kö versichert: "Das heißt, dass wir punktuell mehr Wohneinheiten in bestehenden Gebäuden ermöglichen wollen. Was für uns nicht in Frage kommt, ist in bestehende Eigentumsrechte einzugreifen. Selbstverständlich wird das Erscheinungsbild und der Charakter des Ortsbildes bewahrt werden."
Pläne für den Marktplatz
Auch der Marktplatz werde in die Überlegungen der Ortsentwicklung miteinbezogen. „Wir können wegen der Budgetsituation sicher keine großen Sprünge in den kommenden Jahren machen“ sind sich Fürndraht und Platt einig. „Gemeinsam mit engagierten Bürgern suchen wir nach Lösungen, wie wir mit wenig Geld und guten Ideen Verbesserungen angehen können, die leistbar sind sowie den Platz schöner, belebter und klimafitter machen.“
Kommentare