Was man nicht anschauen muss, aber anhören kann
Mich haben überraschend viele Reaktionen zu unserem neuen Reise-Podcast „Stadt. Land. Meer“ erreicht. Nämlich unterschiedliche: Jene, die in unsere Island-Plauderei hineingehört haben, waren durchaus angetan, das freut uns natürlich, danke für die Blumen. Interessant fand ich allerdings jene, die nicht hineingehört haben, weil (ich zitiere sinngemäß): Wieso jetzt auch noch Podcast? oder immer des moderne Zeug oder Ich hör’ sicher nicht einen Podcast oder Was soll des überhaupt sein, ein Podcast?
Die letzte dieser zitierten Zuschriften gefällt mir am besten, weil sie unabsichtlich den ehrlichen Grund für alle Ablehnung offenbart: Man kennt etwas nicht, also will man es nicht, analog zu jenem Kalenderspruch mit dem Bauern und dem Fressen, der mir gerade nicht einfallen will. Dabei ist das Mysterium Podcast wirklich keines: Es ist wie eine Radiosendung, die man halt zu jeder Zeit hören kann. Zum Beispiel auf der Website kurier.at/reise.
Da reden Kollegin Lea Moser und ich noch einmal über Island, der zweite Teil dreht sich intensiv um die Absurditäten. Denn die häufigste Frage, die mir nach meinem Besuch der Trend-Insel im Atlantik gestellt wurde: Warst du auch im Penis-Museum?
Leider ja.
Irgendwie hat es diese Phallus-Schau in Reykjavik nämlich geschafft, zur beachteten Sehenswürdigkeit zu werden. In Reiseführern und auf allen möglichen „Was man auf Island nicht verpassen darf“-Listen wird dieses Museum gepriesen. Dabei ist die sonderliche Mischung aus eingelegten Tier- (und Human-)Geschlechtsorganen sowie Souvenirs in Penisform bestenfalls für einen Männer-Polterabend lustig, von dem man sich nicht viel erhofft. Details dazu erfahren Sie – richtig – im Podcast.
Aber so ganz lässt mich der Gedanke an diesen Ort seit meiner Island-Reise nicht los. Wieso schaffen es Sehenswürdigkeiten in den Fokus, die mit einer Destination gar nichts zu tun haben (ich meine: Island und Penis, wie kommt man denn darauf?). Und das wirft die grundsätzliche Frage auf: Sollen wir uns auf Reisen nur das anschauen, was in Zusammenhang mit der hiesigen Kultur, Geschichte, Bevölkerung, Natur steht? Die spontane Antwort wäre: Ja, natürlich, wozu fährt man denn sonst dorthin?
Aber immer Obacht bei schnellen Antworten, denn: Was ist mit Besuchen in berühmten Zoos mancher Städte, mit Kunstsammlungen oder Konzerten und Lokalen abseits landestypischer Komponisten und Gerichte?
Doch, doch, Reisen ist global und ein offener Blick geht stets über den Ort, an dem man gerade ist, hinaus. Einzige Ausnahme: das Penismuseum.
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