Software erkennt Menschen an ihrem Atemmuster
Die Studie wurde am Weizmann Institute of Science in Israel mit 100 Probandinnen und Probanden durchgeführt. Sie wurden 24 Stunden lang mit tragbaren Sensoren ausgestattet, um den lebenswichtigen physiologischen Vorgang zu überwachen.
Die zarten Messgeräte wurden am oberen Rücken der Versuchspersonen angebracht. Mit Schläuchen, die um den Kopf herum verliefen, wurde der Luftstrom aus jedem Nasenloch aufgefangen.
Mithilfe einer Software, die die gesammelten Sensordaten analysierte, konnten die einzelnen Probanden anhand ihrer Atemmuster voneinander unterschieden werden. In über 90 Prozent der Fälle ordnete die Software den Atem einer Person korrekt zu. Die Trefferwahrscheinlichkeit stieg mit der Menge eingespeister Atem-Daten.
Pausen bis schnelles Ausatmen
So legten manche Teilnehmende sehr gleichmäßige Pause direkt vor jedem Einatmen ein, andere pausierten nur gelegentlich oder kaum merklich. Manche Menschen neigen offenbar dazu, sehr schnell auszuatmen oder häufiger zu seufzen als andere. Bei vielen Probandinnen und Probanden floss zudem zeitweise über ein Nasenloch deutlich mehr Luft als über das andere.
Die Atemmerkmale erwiesen sich außerdem als stabil. Knapp zwei Jahre nach der ersten Phase der Studie kehrten rund 40 Teilnehmende zurück, um weitere Messungen durchzuführen: Sie ließen sich genauso eindeutig anhand ihres Atems identifizieren wie zuvor.
Jack Feldman, Neurowissenschafter an der University of California in Los Angeles und nicht an der Studie beteiligt, zeigte sich gegenüber der New York Times interessiert an den Erkenntnissen. Die Untersuchung zeige einen interessanten neuen Aspekt des Atmens auf und belege auf überzeugende Weise, "dass wir sehr charakteristische Atemmuster haben". Das sei plausibel, denn die Atmung sei eng mit vielen Prozessen im Körper verbunden, die ebenfalls durchaus einzigartig sein könnten.
"Vielleicht macht die Art, wie du atmest, dich depressiv"
Im Zuge der Forschungen konnten die Wissenschafter auch bestimmte Charakteristika des Atems mit dem Body-Mass-Index (BMI), dem Schlaf-Wach-Rhythmus, Angstzuständen, Depressionen oder bestimmten Verhaltensweisen in Verbindung bringen. Dafür verglich man die Sensor-Auswertungen mit Angaben der Teilnehmenden aus Fragebögen.
Zum Beispiel atmeten Teilnehmende, die bei Angstfragebögen hohe Werte erzielten, kürzer ein und die Pausen zwischen den Atemzügen während des Schlafs waren bei ihnen wechselhafter.
"Wir nehmen intuitiv an, dass es einen Zusammenhang zwischen der Ausgeprägtheit von Depressionen oder Angstzuständen und der Atmung gibt", wird Noam Sobel, Neurobiologe und Hauptautor der Studie, in einer Aussendung zitiert. "Aber es könnte auch andersherum sein. Vielleicht macht die Art, wie du atmest, dich ängstlich oder depressiv. Wenn das stimmt, könnten wir möglicherweise die Atmung verändern, um diese Zustände zu beeinflussen."
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