Zyklus-Apps laut Forschenden "Goldgrube" für Werbetreibende

Eine Zyklus-App ist eine Smartphone-Anwendung, mit der Frauen ihren Menstruationszyklus verfolgen können.
Apps, mit denen man die Periode verfolgen kann, finden sich inzwischen auf den Smartphones vieler Frauen. Diese Anwendungen werden häufig zur Beobachtung des Zyklus – manchmal auch zur Familienplanung oder sogar zur Verhütung – genutzt.
Smartphone-Apps, mit denen sich Menstruationszyklen verfolgen lassen, sind laut einem Bericht der renommierten Universität Cambridge allerdings eine "Goldgrube" für Werbetreibende, da oft umfassende Daten aus diversen Lebensbereichen gesammelt werden – von Bewegung über Ernährung und Medikamenteneinnahme bis hin zu sexuellen Vorlieben, Hormonspiegeln und Verhütungsmethoden.
Finanzieller Wert und unterschätzte Risiken
In dem Bericht wird argumentiert, dass der finanzielle Wert dieser Daten von den Nutzerinnen, die gewinnorientierten Unternehmen äußerst intime Informationen zur Verfügung stellen, "erheblich unterschätzt" wird.
Die Autorinnen und Autoren warnen sogar, dass der Missbrauch von Daten aus Zyklus-Tracking-Apps potenziell zu Diskriminierung durch Krankenversicherungen und einem erschwerten Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen führen könnte.
Sie fordern eine bessere Regulierung der boomenden "Femtech"-Branche – digitale Produkte, die sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen konzentrieren –, um Nutzerinnen zu schützen. Die Apps müssten klare Einwilligungsoptionen anbieten, und öffentliche Gesundheitsorganisationen sollten Alternativen zu kommerziellen Zyklus-Tracking-Apps entwickeln.
Femtech-Branche: Boom mit Schattenseiten
"Apps zur Verfolgung des Menstruationszyklus werden als Mittel dargestellt, um Frauen zu stärken und die geschlechtsspezifische Lücke im Gesundheitswesen zu schließen", wird Hauptautorin und Soziologin Stefanie Felsberger, die zu Gender und Technologie forscht, in einer Aussendung zitiert. "Doch das Geschäftsmodell hinter diesen Diensten basiert auf kommerzieller Nutzung – dem Verkauf von Nutzerdaten und daraus gewonnenen Erkenntnissen an Dritte zum Zwecke der Gewinnerzielung."
Die Kommerzialisierung der von Zyklus-Tracking-App-Anbietern gesammelten Daten birgt "reale und beängstigende Risiken für die Privatsphäre und Sicherheit von Frauen". Jedenfalls sollten besagte Apps eine "Löschfunktion anbieten", sagt Felsberger, "die es den Nutzerinnen ermöglicht, Daten sowohl in der App als auch auf den Servern des Unternehmens zu entfernen".
Öffentliche Gesundheits-Apps als Alternative?
Apps, die im Rahmen öffentlicher Gesundheitssysteme betrieben werden und nicht primär gewinnorientiert sind, könnten laut Felsberger "Datenschutzverletzungen eindämmen, dringend benötigte Daten zur reproduktiven Gesundheit liefern und den Nutzerinnen mehr Kontrolle darüber geben, wie ihre Menstruationsdaten verwendet werden".
Allein die drei beliebtesten Zyklus-Apps erzielten im Jahr 2024 weltweit schätzungsweise eine Viertelmilliarde Downloads. Daten zur Menstruation unterliegen in der EU allerdings einem erhöhten rechtlichen Schutz. Bestehende Vorschriften müssten allerdings verstärkt durchgesetzt werden, so die Cambridge-Forschenden.
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